Trio

Das Piano Trio mit Schlagzeug und Kontrabass ist im Jazz eine klassische, zeitlose Formation, in der sich die drei Instrumente ideal ergänzen.

Mit dieser Beschreibung wirbt die Swiss Jazz School für den entsprechenden Ensemblekurs. Für mich ein Ziel, von dem ich kaum zu träumen wagte. Darum hatte ich auch sofort abgesagt, als ich kurz vor dem Start zu meinem zweiten Workshop (Balladen) angefragt wurde, zusätzlich als Bassist im Trio-Workshop einzuspringen. Das kam zu früh, ich wäre hoffnungslos überfordert gewesen.

Als dann Pascal letzten Frühling erzählte, er kenne eine Schlagzeugerin, die gerne einmal mit uns zu jammen würde, war ich sofort begeistert. Mit Pascal am Piano spiele ich seit einiger Zeit zu zweit, abwechselnd bei ihm in Baden und hier in Bern. Mit einer echten Schlagzeugerin statt mit Drum Genius oder iRealPro zu spielen würde uns beiden gefallen.

Hannah fand nach einiger Suche einen Übungsraum mit Flügel, Schlagzeug und einem Bass-Verstärker in Zürich am Limmatquai, einen Katzensprung vom Central entfernt. Louis verlangt für die Benützung seines Studios im dritten Untergeschoss eines Bürohauses 25 Franken pro Person für drei Stunden. Ausserdem bot er an, als er den Eminence Reisebass sah, jeweils seinen alten Kontrabass bereitzustellen. Wunderbar. Sowohl das Spielen als auch die Hinreise im vollbesetzten Intercity-Zug am frühen Abend werden so doch viel angenehmer.

Ich werfe mal was ganz anderes rein, was ich durchaus mal gerne spielen möchte, aber möglicherweise nicht gerade im ersten Jam, nur so als Inspiration, schrieb Hannah zurück, als sie unsere Song-Auswahl für den ersten Dienstag sah: Sometimes I Feel Like A Motherless Child in der Version von Ahmad Jamal auf dem Album Marseille. Also schauten Pascal und ich am Samstag vor dem ersten Trio-Jam neben Out Of Nowhere, Stolen Moments, Stella By Starlight, It Could Happen to You, All Of Me und Night And Day auch diesen Song an. Keine geringe Herausforderung.

Pascal nimmt alle Proben von A-Z mit dem Smartphone auf und lädt dann die Dateien auf den Google Drive. Es braucht anfänglich etwas Überwindung, die Aufnahmen anzuhören. Alle Fehler, falsches Intonieren und rhythmische Unebenheiten sind brutal gut zu hören. Aber jetzt, nach acht Trio-Jam Proben jeweils am letzten Dienstag im Monat, klingen die Aufnahmen manchmal schon ziemlich gut und lassen auch die magischen Momente nacherleben, in denen aus dem Trio plötzlich eine Einheit wird, die gemeinsam improvisierend zu musikalischen Streifzügen aufbricht.

Das liegt sicher auch daran, dass wir die einzelnen Stücke in den Proben intensiv und ausdauernd üben und nicht, wie das in Bands auch vorkommt, von einem Stück zum nächsten quer durch das Real Book hopsen. Die Short-List des ersten Treffens hat sich nur geringfügig verändert. The Saga Of Harrison Crabfeathers und Blue In Green sind hinzugekommen, einige der anderen Stücke spielen wir seltener.

Nein, das Trio hat keinen Namen. Wir sprechen einfach vom Trio-Jam. Das reicht schon. Und ich war wirklich sehr froh, darin aufgehoben zu sein, als letzten Sommer das Projekt mit der Bebop-Band von der Landoltstrasse unvermittelt in die Brüche ging. Aber das wäre wieder eine andere Geschichte.

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